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Die Definition der Bezeichnung „Sinti und Roma“ des „Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma“ als einen Verbund von „historisch gewachsene[n] Minderheiten, die sich selbst Sinti oder Roma nennen“ weist sowohl auf die kulturelle Heterogenität zwischen verschiedenen Sinti und Roma Gruppen, als auch auf einen historischen Unterschied zur Mehrheitsgesellschaft hin. Sinti und Roma in Deutschland unterscheiden sich in ihrer Herkunftsgeschichte, aber auch in ihrem Dialekt in der Sprache Romanes oder ihrer Religionszugehörigkeit. Sinti, die schon seit 600 Jahren in Deutschland leben, sprechen deutsches Romanes und gehören oft einer christlichen Konfession an. Roma, deren Vorfahren im 19. Jahrhundert aus Südost- und Osteuropa eingewandert sind, die im 20. Jahrhundert als Gastarbeitende kamen oder in den 1990er-Jahren nach Deutschland geflüchtet sind, sprechen, je nach ihrem Herkunftsland, unterschiedliche Romanes-Dialekte und gehören unterschiedlichen Religionen an.

Die kulturelle Heterogenität wird durch die unterschiedlichen Anliegen der Gruppen veranschaulicht. Einerseits gibt es in der Community Bestrebungen, eine gemeinsame Identität zu etablieren. Während des ersten Welt-Romani-Kongresses im Jahr 1971 wurden etwa eine Flagge, eine Hymne und ein internationaler Tag der Roma (am 8. April) verabredet. Andererseits betonen Selbstorganisationen von Sinti und Roma die kulturelle Diversität innerhalb der Minderheit, und bemühen sich, für verschiedene Traditionen einen Raum zu schaffen und somit den rassistischen Bildern der Mehrheitsbevölkerung entgegenzuwirken. Das RomArchive etwa, ein digitales Archiv der Sinti und Roma, wurde bewusst so gestaltet, dass es die kulturelle Vielfalt reflektiert. So wurde in den Einträgen des Archivs kein standardisiertes Romanes verwendet, sondern die Diversität bewusst auch anhand verschiedener Dialekte aufgezeigt.