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Der Völkermord bzw. Porajmos („das Verschlingen“ auf Romanes) an Sinti und Roma wurde durch die vorherige Entrechtung und Ausgrenzung, basierend auf den Nürnberger Gesetzen, vorbereitet. Die zentrale Erfassung der Sinti und Roma im Reichsgebiet ermöglichten den Behörden einen schnellen Zugriff auf die Minderheit.

Im September 1939 wurde auf einer Konferenz der SS die Deportation aller Sinti und Roma aus dem Reichsgebiet nach Polen beschlossen. Ab Mitte der 1930er Jahre richteten einige Gemeinden Internierungslager ein, in die ganze Familien umgesiedelt wurden. Außerdem wurden vereinzelt Sinti und Roma zwangssterilisiert oder in Konzentrationslager deportiert. Von Juni 1938 bis Juni 1939 wurden in der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ auch Sinti und Roma als „asozial“ gebrandmarkt, woraufhin 2.000 von ihnen in Konzentrationslager verschleppt wurden.

Im Oktober 1939 wurde ein Festschreibungserlass verordnet, der Sinti und Roma zwang, sich bei der Polizei zu melden, wo sie einen „Rasseausweis“ anstelle ihres Passes erhielten, in dem sie mit einem „Z“ gekennzeichnet wurden. Befolgten sie die Anweisungen nicht oder entfernten sie sich nach der Meldung von ihrem Wohnort, drohte ihnen die Deportation in Konzentrationslager. Im April 1940 und Herbst 1941 wurden insgesamt 7.500 Sinti und Roma aus Deutschland und Österreich nach Polen deportiert, wo sie in Ghettos leben mussten. Gleichzeitig wurden aber in osteuropäischen besetzten und verbündeten Gebieten bereits systematisch zehntausende Roma ermordet. Allein im Jahr 1942 wurden in Rumänien 25.000 Roma umgebracht.

Heinrich Himmler erteilte den finalen Befehl zur Vernichtung der westeuropäischen Sinti und Roma am 16. Dezember 1942: Alle Sinti und Roma, auch sogenannte „Mischlinge“, sollten in Konzentrationslager verschleppt werden. Ab Februar 1943 wurden daraufhin insgesamt 23.000 Sinti und Roma nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie im sogenannten „Zigeunerfamilienlager“ leben mussten. Dort waren sie medizinischen Versuchen, unter anderem der Zwillingsforschung des Lagerarztes Josef Mengele ausgesetzt. Im März und Mai 1943 fanden die ersten Massenvergasungen statt, bei denen 2.700 Menschen das Leben genommen wurde. Die meisten Insassen des Sinti und Roma Lagers fielen den unhygienischen Bedingungen und der Mangelernährung zum Opfer. Diejenigen, die im Frühjahr 1944 noch arbeiten konnten, wurden in andere Konzentrationslager verlegt. Am 2. August 1944 wurde das Sinti und Roma Lager liquidiert und die letzten 3.000 Überlebenden wurden in Gaskammern ermordet.

Von den 30.000 erfassten Sinti und Roma lebten am Ende des Krieges noch 5.000. Vollständig wurde der Völkermord an Sinti und Roma bzw. Porajmos, bei dem insgesamt 500.000 Sinti und Roma ermordet wurden, erst 1982 offiziellanerkannt.